4 Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten
4.1 Lernsteuerung
4.1.1 Position im Modulverlauf
Abbildung 1.1 gibt einen Überblick zum aktuellen Standort im Modulverlauf.
4.1.2 Überblick
Dieses Kapitel stellt uns einige grundlegenden Rechengesetze für Wahrscheinlichkeiten vor: Wann man die Wahrscheinlichkeiten zweier Ereignisse addiert oder multipliziert. Außerdem lernen wir den Begriff der Unabhängkeit kennen.
4.1.3 Lernziele
Nach Absolvieren des jeweiligen Kapitels sollen folgende Lernziele erreicht sein.
Sie können …
- die Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitsrechnung erläuternd definieren
- typische Relationen (Operationen) von Ereignissen anhand von Beispielen veranschaulichen
- mit Wahrscheinlichkeiten rechnen
4.1.4 Begleitliteratur
Lesen Sie zur Begleitung dieses Kapitels Bourier (2011), Kap. 2-4.
4.1.5 Prüfungsrelevanter Stoff
Der Stoff dieses Kapitels deckt sich (weitgehend) mit Bourier (2011), Kap. 2-4. Weitere Übungsaufgaben finden Sie im dazugehörigen Übungsbuch, Bourier (2022).
In Ihrer Hochschul-Bibliothek kann das Buch als Ebook verfügbar sein. Prüfen Sie, ob Ihr Dozent Ihnen weitere Hilfen im geschützten Bereich (Moodle) eingestellt hat.
4.2 Überblick
Die Rechenregeln der Wahrscheinlichkeit erlauben es, für bestimmte Situationen eine Wahrscheinlichkeit hzu berechnen. Das hört sich vielleicht wild an, ist aber oft ganz einfach.
Beispiel 4.1 (Wahrscheinlichkeit für eine gerade Zahl beim Würfelwurf) Ein (normaler) Würfel wird geworfen. Was ist die Wahrscheinlichkeit für eine gerade Zahl, also für das Ereignis
Beispiel 4.2 (Gezinkter Würfel) Ein gezinkter Würfel hat eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für das Ereignis 6
zu würfeln?
4.3 Additionssatz
Der Additionssatz wird verwendet, wenn wir an der Wahrscheinlichkeit interessiert sind, dass mindestens eines der Ereignisse A und B eintritt. “Mindestens eines der Ereignisse A und” schreibt man
4.3.1 Addition disjunkter Ereignisse
Gegeben sei
eine 2 geworfen wird. Man beachte, dass die beiden Ergebnisse disjunkt sind, s. Abbildung 3.6: Wenn man eine 1 wirft, hat man keine 2 geworfen.
Die Wahrscheinlichkeit für
Definition 4.1 (Additionssatz für disjunkte Ereignisse) Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines der beiden Ereignisse eintritt, ist die Summe der Einzelwahrscheinlichkeiten, s. Theorem 4.1.
Theorem 4.1 (Additionssatz für disjunkte Ereignisse)
Beispiel 4.3 Was ist die Wahrscheinlichkeit, an einem Samstag oder Sonntag geboren zu sein? Unter der (vereinfachten) Annahme, dass alle Jahre zu gleichen Teilen aus allen Wochentagen bestehen und dass an allen Tagen gleich viele Babies geworden werden2, ist die Antwort
4.3.2 Addition allgemeiner Ereignisse
Unter allgemeinen Ereignissen verstehen wir hier sowohl disjunkte als auch nicht disjunkte. Bei der Addition der Wahrscheinlichkeiten für
Definition 4.2 (Allgemeiner Additionssatz) Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens eines der beiden Ereignisse
Theorem 4.2 (Allgemeiner Additionssatz)
Beispiel 4.4 (Lernen und Klausur bestehen) In einem Psychologie-Studiengang sind die Studis verdonnert, zwei Statistik-Module (
Ereignis
Wir suchen die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A, d.h. mindestens eine der beiden Klausuren zu bestehen:
Die Wahrscheinlichkeit, mindestens eine der beiden Klausuren zu bestehen liegt bei 99%.
Übungsaufgabe 4.1 (Peer Instruction: Keine Klausur bestanden) Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, keine der beiden Klausuren zu bestehen?
- 1%
- 5%
- 6%
- 9%
- 10%
- 16%
4.4 Bedingte Wahrscheinlichkeit
4.4.1 Illustration zur bedingten Wahrscheinlichkeit
Definition 4.3 (Bedingte Wahrscheinlichkeit) Die bedingte Wahrscheinlichkeit ist die Wahrscheinlichkeit, dass
Man schreibt:
Übungsaufgabe 4.2 Schauen Sie sich mal diese Animation von Victor Powell an zu bedingten Wahrscheinlichkeiten an. Sehenswert.
Abbildung 4.2 illustriert unbedingte Wahrscheinlichkeit,
Beispiel 4.5 (Bedingte Wahrscheinlichkeit) Sei
Beispiel 4.6 (Von Päpsten und Männern) Man(n) beachte, dass die Wahrscheinlichkeit, Papst
Beispiel 4.7 Gustav Groß-Gütz verkauft eine Tinktur3, die schlau machen soll, “Gützis Gehirn Grütze”.4 Gustav trinkt die Grütze und sagt schlaue Dinge. Was schließen wir daraus? Sei
4.4.2 Bedingte Wahrscheinlichkeit als Filtern einer Tabelle
Betrachten wir Tabelle 4.2. Dort sind sind vier Tage aufgelistet, mit jeweils Regen (oder kein Regen) bzw. an denen es kalt ist (oder nicht). Filtern wir z.B. die Tabelle so, dass nur kalte Tage übrig bleiben, dann gibt der Anteil der Zeilen, die “Regen” anzeigen, die bedingte Wahrscheinlichkeit
Also: Das Berechnen einer bedingten Wahrscheinlichkeit,
Es ergeben sich folgende Wahrscheinlichkeiten:
Die Wahrscheinlichkeit für
Theorem 4.3 (Bedingte Wahrscheinlichkeit)
Außerdem gilt analog
Beispiel 4.8 (Lernen und Klausur bestehen) Sie bereiten sich gerade auf die Klausur bei Prof. Süß vor. Das heißt: Sie überlegen, ob Sie sich auf die Klausur vorbereiten sollten. Vielleicht lohnt es sich ja gar nicht? Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit zu bestehen, wenn man nicht gelernt hat, sehr groß? Aber da Sie nun mal auf Fakten stehen, haben Sie sich nach einiger Recherche folgende Zahlen besorgen können, s. Tabelle 4.4. In der Tabelle sind die Daten von 100 Studis ausgewiesen. Ein Teil hat sich vorbereitet, ordentlich gelernt, nenen wir sie die “Lerner”. Ein anderer Teil hat nicht gelernt,
Wir suchen die Wahrscheinlichkeit, zu bestehen, wenn man nicht gelernt hat:
Die Wahrscheinlichkeit, zu bestehen, wenn man nicht gelernt hat, liegt bei 1 von 15, also ca. 7%.5
Beispiel 4.9 (Kalt und Regen) Die Wahrscheinlichkeit, dass es kalt ist, wenn es regnet, ist gleich der Wahrscheinlichkeit, dass es gleichzeitig kalt ist und regnet, geteilt durch die Wahrscheinlichkeit, dass es regnet.
4.5 Stochastische (Un-)Abhängigkeit
4.5.1 Unabhängigkeit
Stochastische Unabhängigkeit ist ein Spezialfall von Abhängigkeit: Es gibt sehr viele Ausprägungen für Abhängigkeit, aber nur eine für Unabhängigkeit. Können wir Unabhängigkeit nachweisen, haben wir also eine starke Aussage getätigt.
Definition 4.4 (Stochastische Unabhängigkeit) Zwei Ereignisse sind (stochastisch) unabhängig voneinander, wenn die Wahrscheinlichkeit von
Theorem 4.4 (Stochastische Unabhängigkeit)
In Worten: Wenn die Wahrscheinlichkeit von A sich nicht ändert, wenn B eingetreten ist, so ist A von B (stochastisch) unabhängig.
Die Unabhängigkeit von
Theorem 4.5 (Stochastische Unabhängigkeit 2) Setzt man Theorem 4.3 in Theorem 4.4 (linke Seite) ein, so folgt7
In Worten: Die Wahrscheinlichkeit, dass A und B beide der Fall sind, ist gleich dem Produkt ihrer jeweiligen Wahrscheinlichkeiten.
Beispiel 4.10 (Augenfarbe und Statistikliebe) Ich vermute, dass die Ereignisse
Beispiel 4.11 (Überleben auf der Titanic) S. Abbildung 4.3, links: Überleben (Ü) auf der Titanic ist offenbar abhängig von der Passagierklasse (
Auf der anderen Seite: Das Ereignis Überleben (Ü) auf der Titanic ist unabhängig vom Ereignis Alter ist eine Primzahl (P), s. Abbildung 4.3, rechts. Also:
4.5.2 Stochastische Abhängigkeit
Liegt keine Unabhängigkeit vor, so spricht man von (stochastistischer) Abhängigkeit, s. Theorem 4.6. In diesem Fall verändert sich unser Wissen über die Wahrscheinlichkeit von
Theorem 4.6 (Stochastische Abhängigkeit)
In Worten: Ändert sich die Wahrscheinlichkeit von A, wenn B der Fall ist, so sind A und B voneinander (stochastich) abhängig.
Theorem 4.6 gilt natürlich in dieser Form für alle anderen Variablen ebenso, s. z.B. Theorem 4.7.
Theorem 4.7 (Stochastische Abhängigkeit 2)
Beispiel 4.12 Die Ereignisse “Lernen” und “Klausur bestehen” seien voneinander abhängig. Unsere Einschätzung zur Wahrscheinlichkeit von K ändert sich, wenn wir wissen, dass L vorliegt. Genauso wird sich unsere Einschätzung zur Wahrscheinlichkeit von K ändern, wenn wir wissen, dass L nicht vorliegt.
Beispiel 4.13 (Zusammenhang von Covidsterblichkeit und Impfquote) Sind die Ereignisse Tod durch Covid bzw. Impfquote (
Ja, die beiden Ereignisse sind abhängig, da in beiden Diagrammen gilt:
4.5.3 Unabhängigkeit ist symmetrisch
Stochastische Unabhängigkeit ist symmetrisch: Wenn
Theorem 4.8 (Symmetrie der Unabhängigkeit)
Man beachte, dass stochastische Unabhängigkeit und kausale Unabhängigkeit unterschiedliche Dinge sind (Henze, 2019): Stochastische Unabhängigkeit impliziert nicht kausale Unabhängigkeit.
Übungsaufgabe 4.3 (Peer Instruction: Welche Aussagen über stochastische Unabhängigkeit ist korrekt?)
- Wenn X und Y unabhängig sind, dann hat X keinen Einfluss auf Y im Alltag.
- Zwei Ereignisse A und B sind unabhängig, wenn sie sich nicht überschneiden.
- Wenn X und Y unkorreliert sind, dann sind sie unabhängig.
- Wenn X und Y abhängig sind, dann können sie nicht gleichzeitig positive Korrelation haben.
- Wenn X und Y unabhängig sind, sind sie auch unkorreliert.
4.6 Multiplikationssatz
Gegeben seien die Ereignisse
Beispiel 4.14 (Wieder kalt und Regen) Es ist eine Sache, zu fragen, wie wahrscheinlich ist ist, dass es kalt ist (bei Kälte), wenn es regnet (bei Regen):
4.6.1 Gemeinsame Wahrscheinlichkeit unabhängiger Ereignisse
Beispiel 4.15 Wir führen das Zufallsexperiment “Wurf einer fairen Münze” zwei Mal aus (Abbildung 4.5). Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, 2 Mal Kopf zu werfen? Dabei vereinbaren wir, dass “Kopf” als “Treffer” zählt (und “Zahl” als “Niete”).
Abbildung 4.5 zeigt ein Baumdiagramm. Jeder Kasten (Knoten) zeigt ein Ergebnis des Zufallexperiments. Die Pfeile (Kanten) symbolisieren die Abfolge des Experiments: Vom “Start” (schwarzer Kreis) führen zwei mögliche Ergebniss ab, jeweils mit Wahrscheinlichkeit 1/2. Die untersten Knoten nennt man auch Blätter (Endknoten), sie zeigen das Endresultat des (in diesem Fall) zweifachen Münzwurfs. Der Weg vom Start zu einem bestimmten Blatt nennt man Pfad. Die Anzahl der Pfade entspricht der Anzahl der Blätter. In diesen Diagramm gibt es vier Pfade (und Blätter).
Den Wurf der ersten Münze nennen wir in gewohnter Manier
Die Wahrscheinlichkeiten der resultierenden Ereignisse finden sich in Tabelle 4.6.
Sei
Wir suchen
Code
Pr_K1K2 <- 1/2 * 1/2
Pr_K1K2
## [1] 0.25
Definition 4.5 (Multiplikationssatz für unabhängige Ereignisse) Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei (oder mehr) unabhängige Ereignisse
Theorem 4.9 (Multiplikationssatz für unabhängige Ereignisse)
Man beachte, dass es egal ist, ob
Mit dieser App können Sie das Baumdiagramm für den zweifachen Münzwurf näher erkunden.
Wir führen das Zufallsexperiment “Wurf einer fairen Münze” drei Mal aus (Abbildung 4.6). Dabei vereinbaren wir wieder, dass “Kopf” (K) als “Treffer” gilt und “Zahl” (Z) als “Niete”.
Beim Wurf von “fairen” Münzen gehen wir davon aus, dass Kenntnis des Ergebnis des 1. Wurfes unsere Einschätzung des Ergebnis des 2. Wurfes nicht verändert etc. Anders gesagt: Wir gehen von (stochastischer) Unabhängigkeit aus.
Für z.B. das Ereignis
Allgemeiner gilt: Für ein Zufallsexperiment, das aus
Da die Endknoten disjunkte Elementarereignisse sind, kann man ihre Wahrscheinlichkeit addieren, um zu anderen (zusammengesetzten) Ereignissen zu kommen, vgl. Tabelle 4.7.
Abbildung 4.2 versinnbildlicht nicht nur die Bedingtheit zweier Ereignisse, sondern auch die (Un-)Abhängigkeit zweier Ereignisse,
4.6.2 Gemeinsame Wahrscheinlichkeit allgemeiner Ereignisse
Ein Baumdiagramm bietet sich zur Visualisierung allgemeiner abhängiger Ereignisse an, s. Abbildung 4.7.
Beispiel 4.16 In einer Urne befinden sich fünf Kugeln, von denen vier rot sind und eine blau ist.
Hier ist unsere Urne:
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei zwei Ziehungen ohne Zurücklegen (ZOZ) zwei rote Kugeln gezogen werden (Bourier, 2011), S. 47. Ereignis A: “Kugel im 1. Zug hat die Farbe Rot”. Ereignis B: “Kugel im 2. Zug hat die Farbe Rot”.
Und jetzt ziehen wir. Hier ist das Baumdiagramm, s. Abbildung 4.7.
Wie man in Abbildung 4.7 nachrechnen kann gilt also:
Definition 4.6 (Gemeinsame Wahrscheinlichkeit) Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei abhängige Ereignisse
Theorem 4.10 (Gemeinsame Wahrscheinlichkeit)
Beispiel 4.17 (Kalt und Regen) Von McElreath (2020) stammt diese Verdeutlichung der gemeinsamen Wahrscheinlichkeit. Was ist die Wahrscheinlichkeit für das gemeinsame Auftreten von kalt ❄ und Regen ⛈️? Die Wahrscheinlichkeit für kalt und Regen ist die Wahrscheinlichkeit von Regen ⛈, wenn’s kalt ❄ ist mal die Wahrscheinlichkeit von Kälte ❄.
Ebenfalls gilt: Die Wahrscheinlichkeit für kalt und Regen ist die Wahrscheinlichkeit von Kälte ❄, wenn’s regnet ⛈️ mal die Wahrscheinlichkeit von Regen ⛈️.
Das Gesagte als Emoji-Gleichung ist in Gleichung 4.1 dargestellt.
Man kann die “Gleichung drehen”11, s. Gleichung 4.2.
Beispiel 4.18 (Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung)
Sei bloß vorsichtig mit denen. Wenn sie sagen jede Geschmacksrichtung, dann meinen sie es auch - Du kriegst zwar alle gewöhnlichen wie Schokolade und Pfefferminz und Erdbeere, aber auch Spinat und Leber und Kutteln. George meint, er habe mal eine mit Popelgeschmack gehabt.“
— Ron Weasley zu Harry Potter12
In einem Beutel liegen
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, genau eine scheußliche Bohne zu erwischen?
Es gibt 2 Pfade für 1 Treffer bei 2 Wiederholungen (Züge aus dem Beutel), s. Abbildung 4.8: Man kann im ersten Zug eine scheußliche Bohne erwischen, aber nicht im zweiten Zug. Oder man man im zweiten Zug Pech haben (aber nicht im ersten). Die Summe der Wahrscheinlichkeiten beider Pfade ist die Wahrscheinlichkeit für genau eine scheußliche Bohne, das sind 19%.
Code
Pfad1 <- 2/20 * 18/19 # scheußliche Bohne im 1. Zug
Pfad2 <- 18/20 * 2/19 # scheußliche Bohne im 2. Zug
Gesamt_Pr <- Pfad1 + Pfad2
Gesamt_Pr
## [1] 0.19
Nutzen Sie diese App, um das auszuprobieren. Sie müssen in der App noch die Zahl der Bohnen (
4.6.3 Kettenregel
Definition 4.7 (Kettenregel) Allgemein gesagt, spricht man von der Kettenregel der Wahrscheinlichkeitsrechnung, wenn man die gemeinsame Wahrscheinlichkeit auf die bedingte zurückführt, s. Theorem 4.11.
Theorem 4.11 (Kettenregel)
In Worten: Die Wahrscheinlichkeit von
Übungsaufgabe 4.4 (Baumdiagramm sucht Problem) Überlegen Sie sich eine Problemstellung (Aufgabenstellung), die mit dieser Baumdiagramm-App gelöst werden kann.
Übungsaufgabe 4.5 (Peer Instruction: Dreifacher Münzwurf) Fünf Studierende unterhalten sich, wie man einen dreifachen Münzwurf verstehen kann mit dem Ergebnis von drei Treffern. Welcher Studierende liegt falsch? Gehen Sie von einer faire Münze aus und Unabhängigkeit der Würfe.
- Wirft man die Münze drei Mal, so gibt es 6 Ergebnisse, die alle gleich wahrscheinlich sind. Aber nur ein Ergebnis ist gesucht, nämlich 3 von 3 Treffern. Also ist die Wahrscheinlichkeit 1/6, ca. 17%.
- Man kann einfach einen Computer fragen, z.B. R mit
dbinom(x = 3, size = 3, prob = 1/2)
, da kommt ungefähr 12% raus. - Wirft man die Münze drei Mal, so gibt es 8 Ergebnisse, die alle gleich wahrscheinlich sind. Aber nur ein Ergebnis ist gesucht, nämlich 3 von 3 Treffern. Also ist die Wahrscheinlichkeit 1/8, ca. 12,5%.
- Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil
- Holt mich hier raus!
4.7 Totale Wahrscheinlichkeit
Beispiel 4.19 (Gesamter Ausschussanteil) Die folgende Aufgabe bezieht sich auf Bourier (2011), S. 56. Drei Maschinen (
Die Anteile an der Produktion und vom Ausschluss sind in Abbildung 4.10 verdeutlicht.
Code
source("R-code/plot_maschine_schrott.R")
plot_maschine_schrott
Dazu addieren wir die Wahrscheinlichkeiten der relevanten Äste. Jeder Ast stellt wiederum das gemeinsame Auftreten der Ereignisse
Code
W_Ast1 <- 0.6 * 0.05 # Wahrscheinlichkeit für Ast 1
W_Ast2 <- 0.1 * 0.02 # ... Ast 2
W_Ast3 <- 0.3 * 0.04 # ... Ast 3
W_total <- W_Ast1 + W_Ast2 + W_Ast3 # totale W.
W_total
## [1] 0.044
Die totale Wahrscheinlichkeit (für Ausschuss) beträgt in diesem Beispiel also
Definition 4.8 (Totale Wahrscheinlichkeit) Bilden die Ereignisse
Theorem 4.12 (Totale Wahrscheinlichkeit)
In Worten: Die totale Wahrscheinlichkeit ist die Summe der gewichteten Teil-Wahrscheinlichkeiten.
In Abbildung 4.9 (Beispiel 4.19) gilt
Übungsaufgabe 4.6 (Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung, Teil 2) Es ist die gleich Aufgabe wie Beispiel 4.18, aber jetzt lautet die Frage: Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, mindestens eine scheußliche Bohne bei 3 Zügen zu erwischen?14
4.7.1 Baumsammlung
Baumdiagramme sind ein hilfreiches Werkzeug für wiederholte Zufallsexperimente. Daher ist hier eine “Baumsammlung”15 zusammengestellt.
- Sie werfen 1 Münze, Abbildung 3.2.
- Sie werfen 2 Münzen, Abbildung 4.5.
- Sie werfen 3 Münzen, Abbildung 4.6.
- Sie werfen 4 Münzen, Abbildung 3.20.
- Sie werfen 9 Münzen, 🤯 Abbildung 6.7.
4.8 Vertiefung
Bei Henze (2019) findet sich eine anspruchsvollere Einführung in das Rechnen mit Wahrscheinlichkeit; dieses Kapitel behandelt ein Teil des Stoffes der Kapitel 2 und 3 von Henze (2019).
Mit dieser App, die ein zweistufiges Baumdiagramm zeigt, können Sie das Verhalten von verschiedenen Arten von Wahrscheinlichkeiten weiter untersuchen.
Diese App lässt dich herausfinden, ob man wirklich krank ist, wenn der Arzt es bheauptet.
Das Video zu Bayes von 3b1b verdeutlicht das Vorgehen der Bayes-Methode auf einfache und anschauliche Weise.
Mittag & Schüller (2020) stellen in Kap. 11 die Grundlagen der Wahrscheinlichkeitstheorie vor. Ähnliche Darstellungen finden sich in einer großen Zahl an Lehrbüchern.
4.9 Aufgaben
Bearbeiten Sie die Aufgabe in der angegeben Literatur.
Die Webseite datenwerk.netlify.app stellt eine Reihe von einschlägigen Übungsaufgaben bereit. Sie können die Suchfunktion der Webseite nutzen, um die Aufgaben mit den folgenden Namen zu suchen:
4.9.1 Paper-Pencil-Aufgaben
4.9.2 Aufgaben, für die man einen Computer braucht
4.10 —
Die Wahrscheinlichkeit, keine
6
zu würfeln, liegt bei .↩︎vermutlich gibt es noch mehr Annahmen, die wir uns explizit machen sollten.↩︎
genauer besehen sieht sie eher aus wie eine Grütze oder ein Brei↩︎
Sie schmeckt scheußlich.↩︎
Exakte Gleichheit ist in dieser Welt empirisch schwer zu finden. Daher kann man vereinbaren, dass Unabhängigkeit erfüllt ist, wenn die Gleichheit “einigermaßen” oder “ziemlich” gilt, die Gleichheit gewissermaßen “praktisch bedeutsam” ist.↩︎
Vgl. Theorem 4.9↩︎
Wer Daten dazu hat oder eine Theorie, der melde sich bitte bei mir.↩︎
hier mit den zwei Ausprägungen DEU und USA↩︎
Daten von Our World in Data, https://ourworldindata.org/covid-deaths.↩︎
Der Multiplikationssatz ist symmetrisch↩︎
Quelle: https://harrypotter.fandom.com/de/wiki/Bertie_Botts_Bohnen_jeder_Geschmacksrichtung↩︎
Einfacher als das Rechnen mit Wahrscheinlichkeiten ist es in solchen Fällen, wenn man anstelle von Wahrscheinlichkeiten absolute Häufigkeiten zum Rechnen verwendet.↩︎
Die Wahrscheinlichkeit keine scheußliche Bohne zu ziehen ist
. Daher ist die gesuchte Wahrscheinlichkeit (mindestens eine scheußliche Bohne) das Komplement davon: .↩︎Wald?↩︎